Mittwoch 11.11.2015 Südafrika

Da hab ich so schön aufgeholt mit den Beiträgen und dann kommt das, was mich gleich wieder zwei Tage zurückwirft. Eigentlich fing der Tag ganz toll an. Wir hatten Pascal die ersten zwei Stunden für uns allein und konnten wünschen, was wir wollten. Also ging’s nochmals zu den Elefanten. Diese trafen wir auch an derselben Stelle an, quasi im selben Restaurant bei demselben Menu, wie wir sie vor zwei Tagen verlassen mussten. Wieder eine traumhafte Szenerie in dieser Lichtung innerhalb des Schilfwaldes. Danach ging’s noch mit dem Boot auf den See, um vielleicht das Nilpferd zu finden. Dies liess sich jedoch nicht blicken und wir begnügten uns mit Kaffee und Biskuits. Dann war unsere letzte Tour vorbei und es ging ans Packen. Selbstverständlich wurde das Frühstück nicht ausgelassen. Um 11.00 war Aufladen und Abfahren und um 12.00 sollten wir am Main Gate abgeholt werden. Ein Einschub: Auf dem Weg zum Gate sahen wir noch einen Hypo-Kopf in einem Wasserloch. Damit haben wir auch noch ein Nilpferd gesehen. Wir waren um 11.30 am Gate und der Fahrer wollte warten, bis wir abgeholt werden. Die Zeit verging. Um 13.00 wurde auch unser Fahrer nervös, denn die afrikanisch einberechnete Zeittoleranz wurde arg überschritten. Er bemühte sich ernsthaft herauszufinden, wo unser Auto nach Kapstadt bleibt. Irgendwann kam dann die Info, er sei an einem ganzen anderen Reservat. Sch……!!!!! Ich habe mich zusammengerissen und war ganz lieb. Keine bösen Ausdrücke, keine Beleidigungen und keine Beschimpfungen! Ich war brav! Wir verbrachten nun die weitere Zeit mit Konono, dem Wachmann am Gate. Der war froh, endlich mal jemanden zu haben, mit dem er sprechen konnte. Während des Gesprächs bekamen wir auch stark zu spüren, dass er Heimweh hatte. Er kam aus der Region Port Elisabeth und arbeitet nun in der Region in Kapstadt. Er bewacht das Gate jeweils von 6.00 bis 18.00 für 24 Tage, danach hat er 2 Tage frei und spricht ausser mit doofen Touris mit nicht viel anderen Personen. Jedem Insassen der Fahrzeuge muss er, bevor er sie durch das Gate lässt, erklären, wie und wo er durchfahren muss, um ans Ziel zu kommen. Insbesondere,  dass man auf eigenes Risiko aussteigt, was man besser bleiben lassen sollte usw. All dies hat er uns mit einem breiten Grinsen ja auch erzählt, als wir vor einigen Tagen hier reinfuhren. Dann muss er noch jeden dazu bringen, das Formular zu unterschreiben, dass man aus freiem Willen von einem Löwen gefressen oder von einem Nashorn überrannt werden möchte. (Das Formular mussten wir alles in allem viermal unterzeichnen). Als Trostpflaster gibt er dann noch jedem Insassen der Fahrzeuge eine kleine Flasche Wasser. Dies ist seine einzige Abwechslung durch den Tag. Höhepunkte sind die Momente, in denen er die sehr ungeschickten Touris zurückschicken darf, weil sie nur schnell durchfahren und Tiere schauen möchten oder weil sie gar kein Zimmer reserviert haben. Da geht nichts spontan! Das macht ihm dann richtig Spass, wir konnten das zweimal miterleben. Er schläft in einem kleinen Raum und kocht auch dort – ohne Strom nur mit Gas sowie einem kleinen Fernseher mit 1 Programm, das er nicht mag, weil dort kein Fussball kommt. Innerlich hat er gehofft, dass er uns auch zum Abendessen noch bewirten könnte. Er hat uns sogar Äpfel angeboten, obwohl er nicht viel hatte!! Im Gegengeschäft überliessen wir ihm unser Schöggeli (Celebrations), die wir noch aus der Schweiz dabei hatten. Wir erfuhren auch, dass er noch gerne heiraten möchte. Aber nur eine Frau aus seiner Region, wo er herkommt. Diese Frauen wissen nämlich was arbeiten ist. Können noch Feuer machen, Wasser holen, kochen, auf Hühner aufpassen, Gräser schneiden für’s Dach usw. Der Mann ist für die Kühe da und für den Hausbau. Klare Aufgaben- und Pflichtenverteilung. Ja und die Frauen in der Region in der er arbeitet können und/oder wollen das alles nicht. Leider ist er immer noch auf der Suche nach einer passenden Frau und die Fahrt in seine Heimatgegend kann er sich nur 1x jährlich jeweils im Juni leisten. Die Heimfahrt dauert fast drei Tage und kostet rund 700 Rand.  Jedenfalls haben wir nun etwas  mehr über die verschiedenen Schichten, gesellschaftlichen Differenzen und sozialen Unterschiede in Südafrika erfahren und sind uns dessen einmal mehr bewusst geworden. Konono war enorm hilfsbereit, hat uns damit auch unsere Wartezeit zumindest mental massiv verkürzt und hätte uns vermutlich am liebsten behalten. Doch wir verabschiedeten uns um ziemlich genau 16.15. Die Dame (auch noch eine Frau als Fahrerin hat vermutlich Konono gedacht) kam ziemlich ehrfürchtig an, wohl in Erwartung einen riesigen ZS (Frustdownload) einzuholen. Ich weiss nicht, ob sie enttäuscht oder froh war, dass der ZS ausblieb (die kann ja nichts dafür, war einfach zur falschen Zeit am richtigen Ort und musste den Seich des Kollegen ausbaden). Ziemlich rassig unterwegs die Dame, habe ich mir diverse Male gedacht, aber sie fuhr sicher. Kam uns zu Gute, so dass wir endlich kurz nach 19.00 endlich im Hotel in  Kapstadt ankamen. Ausser Abendessen und bald ins Bett gehen, lag nicht mehr viel anderes drin. Nicht so schlimm. Hauptsache endlich da. Und vom nichts tun sau müde.

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