Montag 20.06.2016 Dänemark

Zwischen heute und dem letzten Eintrag sind doch schon einige Montage vergangen, obwohl es einiges zu berichten gegeben hätte. Zu viel Arbeit, zu viel Anderes zu tun, zu viel Stress mit der Ausstellung, es gibt eine Menge Gründe. Hauptgrund ist jedoch: Einfach zu bequem und zu faul. Dabei wäre es doch durchaus interessant, wie es dazu kommt, dass man eine Kamera samt Stativ aus einer Pfütze rausfischt und im Anschluss wieder reinigt oder welche Worte man an einem Sonntagmorgen, genau um 5.45, findet, wenn man nach einer einstündigen Autofahrt für das ultimative Foto merkt, dass die Kamera kaputt ist. Vielleicht wird dies einmal an einer anderen Stelle berichtet, wenn die Überwindung der Schreibfaulheit bewältigt ist. Doch nun zum aktuellen Anlass: Wir, meine Partnerin und ich, sind in Dänemark. Eine Rundreise durch Jütland und Fünen, ohne die Ecke um Kopenhagen (aus Zeitgründen) zu besuchen, ist geplant, zumindest sind die Betten an den verschiedenen Zwischenzielen reserviert. Wir sind schon fast 3 Tage unterwegs und bis jetzt gab es keinen Moment zum Schreiben. Tatsache. Keine Ausrede! Bis jetzt volles Programm. Und da es jetzt endlich mal regnet, geht es mit der Schreiberei los.
„Wo isch min Tolino?!!!!“ Hektik kommt auf. Dies im Autoreisezug von Lörrach nach Hamburg Altona. Ist eine feine Sache, wenn da nicht der Tolino vermisst wird. Einmal im Leben so umsorgt sein wie ein Tolino. Ein neues Ziel in meinem Leben, aber vermutlich ist dies nicht erreichbar. Schliesslich wurde er gefunden und ihr Glück war wieder perfekt. Der Rest der Zugsreise verlief ohne Zwischenfälle. Zu erwähnen sind da nur die Träume meiner Begleiterin, dass das Auto vor dem Zug oder nicht gleichzeitig da ist usw. und der Versuch eine Statistik zu führen, wieviel Unterlagsscheiben es beim Bau der Schienen von Lörrach nach Hamburg benötigt hat. Eine neue Erkenntnis ist allerdings noch dazu gekommen: Die starken Jungs mit den Lederjacken sind die grösseren Tratschweiber als sämtliche Hausfrauen, insbesondere nach der zweiten oder dritten Büchse Bier. Dann werden sie schon fast sentimental und gefühlvoll. Da verbirgt sich hinter mancher Lederjacke ein ganz sensibler Kern auf einem grossen Motorrad.
Von Hamburg ging’s mit dem Auto Richtung Ribe, unsere erste Station mit drei Übernachtungen. Ribe ist die älteste Stadt Dänemarks. Unser Bett steht im Hotel Ribe. Dies ist speziell zu erwähnen, da man im Zimmer das Gefühl hat, die Strasse führt durch das Zimmer, dementsprechend fahren auch permanent Autos durch. Liegt man im Bett fühlt man sich wie an einem Zebrastreifen wartend. Bloss nicht ohne Handzeichen aufstehen! Und so am Trottoirrand durchqueren auch diverse Personen das Zimmer. Zumindest hört es sich so an. Eine einfache Unterkunft ist einfach. Aber diese ist noch einfacher. Immerhin haben wir eine Dusche (selbstverständlich dem Niveau entsprechend leicht schimmlig) im Zimmer. Dafür ist ein Pub im Hotel mit laekker Vaddenhavsbryg von der lokalen Brauerei. Ich kann mit Fremdworte ja nicht so gut merken, aber das bleibt. Da Bier gleicht extrem viel am Level aus. So genügsam können wir sein. Peinlich ist aber, wenn Mann dann als vermeintlicher Insider in einem Restaurant ein Bryg bestellt, wird man ganz schön schräg angeschaut. Bryg heisst soviel wie Gebräu und das kommt scheinbar nicht gut an.
Das Programm der letzten 72 Stunden kurz zusammengefasst:
  • Natürlich wurde dem Wunsch der Reiseleitung entsprochen: „Ich will jetzt ans Meer“. Und bei der erst besten Möglichkeit nach der Grenze in Dänemark gab es einen Abstecher direkt an die Küste.

  • Auf dem Weg von Hamburg nach Ribe besichtigen einer Mühle in Tönder und ein Abstecher nach Romö, eine Insel im Wattenmeer mit einer Zufahrt über einen einige Kilometer langen Damm und Immobilienpreisen wie auf Sylt. Nicht-Dänen dürfen aber gar keine Immobilien kaufen, ausser man lebt schon 5 Jahre in Dänemark oder hat eine tiefe innere Beziehung zum Land und kann dies glaubhaft vertreten. Bis jetzt klappt das bei mir noch nicht so gut.
  • Autonome Stadtbesichtigung von Ribe. Ist sehr hübsch und wirklich immer noch auf alt getrimmt. Sehr zu empfehlen. Die geben sich wirklich mühe.
  •  Fahrt auf die Insel Fanö ans internationale Drachenfestival. Fantasievolle Gebilde oder Seepferdchen oder Winnie Puh’s oder Tintenfische oder einfach nur Drachen. Hunderte an der Zahl. Hinfahrt von Ribe etwa 60 Minuten inkl. Überfahrt mit der Fähre, Rückfahrt etwa 3.5 Stunden, darin enthalten 2.5 Stunden anstehen in der Schlange auf Fanö für die Rückfahrt mit der Fähre
  • Etwas planloses Umherfahren in Esbjerg. Ohne Plan geht nichts, aber wir haben noch die weissen Riesen (habe nicht gefunden wie die wirklich heissen) von Esbjerg gesehen.
  •  Public Viewing in Esbjerg (Dänemark schlägt Deutschland mit 2 : 0. Schliesslich sind die Dänen aktuell nicht dabei, so zeigt man halt das Finale von 1992 als man Europameister wurde). Hauptgrund für das Zuschauen am Public Viewing war jedoch endlich mal einen guten Kaffee zu bekommen. Nebenbei: Wir waren die einzigen Zuschauer. Vermutlich zeigen die das Spiel jeden Tag und da wird es auch dem extremsten dänischen Fan zu viel.
  •  Besichtigung von Esbjerg (beschränkt sich auf den Weg ins Café beim Public Viewing)
  • Eine sehr lehrreiche Führung (nur wir zwei) am Morgen früh durchs Wattenmeer – ich weiss nun was Ebbe und Flut ist, und wer meint er wisse es, soll mir das mal bitte erklären – mit Markus aus Hannover, der hier im Nationalpark ein Freiwilligenjahr anstelle Bundeswehr und Zivildienst macht. Bezahlt von den deutschen Steuergeldern, führt er die deutschsprachigen Touristen drei Stunden durchs Watt, da die Dänen nicht so gut deutsch sprechen. Ein Austauschprogramm im Rahmen des Nationalparks Wattenmeer. Dabei werden sowohl Guides als auch Touristen ausgetauscht, wobei nur die Guides vom jeweiligen Land finanziert werden ….
  • Besuch im Wikingerzentrum in Ribe. Muss einfach sein, damit man es mal gesehen hat, damit man mitreden kann. Eine Art Balenberg im Wikingerstil.
  • Kaffee und Kuchen in der Stadthausbäckerei mit der Erkenntnis, dass es da auch B&B gegeben hätte und das Frühstück entsprechend höher in der Qualität gewesen wäre. Die Quantität im Hotel reicht völlig, da man automatisch aufgrund der Qualität auch nicht so viel davon isst.
  • Und nun endlich mal ein Mittagsschlaf, den einige tatsächlich zum Schlafen nutzen und andere zum Schreiben ….


 Der heutige Tag, Montag 20.06.16, wird damit enden, wie auch schon der Gestrige, dass wir den Gasthaus Weis Stue aus dem 16 Jh besuchen werden. Das Essen ist frisch aus der heutigen Zeit und extrem gut. Die Inneneinrichtung stammt aber noch aus dem Jahr 1704. Das Restaurant gehört zu den ältesten Dänemarks. Wir werden aber sicher nur etwas leicht Bekömmliches zu uns nehmen, da ich mich gestern nicht zurückhalten konnte und die Fischplatte nehmen MUSSTE, es führte kein Weg daran vorbei. In der Nacht habe ich dann entsprechend gelitten, da ich ja mit viel Kraft verdauen musste. Nicht die Fischplatte sondern das der Fischplatte folgende Eis aus der Eisdiele nebenan war die Ursache für den Verdauungsstress ….. Eine Kugel hätte ja wirklich gereicht.

Fotografisch gab es nicht so viele Höhepunkte, da das Wetter nicht so toll war bis jetzt. Aber trotzdem ein Erlebnis mit diesem Wind, der das Hirn durchaus mal gut durchlüftet.
Nachtrag 1: Das Abendessen war sehr üppig. Zumindest meinen Anteil. Schweinerippchen mit Schalenkartoffel und Pommes und Salat. Zu hause hätte das für drei gereicht. Aber auf’s Eis habe ich tapfer verzichtet.

Nachtrag 2: Gutes Wetter = Niederschlag im 45 Grad Winkel, Schlechtes Wetter = Niederschlag Waagrecht. So lernen Dänen Geometrie und wir hatten heute beides.

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