Montag 02.11.2015 Südafrika

„The sea is not bad today“ und „Keine Speicherkarte eingelegt“ sind wohl die Sprüche des heutigen Tages. Den ersteren äusserte der Guide vor der Abfahrt zur Walbeobachtungstour und der zweite mein Fotoapparat nach etwa einer Stunde knipsen. Zum Glück war er nur zum Ersatz dabei und mein Missgeschick war nicht so tragisch. Der wichtigere funktionierte korrekt resp. war komplett und so war auch der erste Teil der Knipserei erfolgreich. Diese begann schon früh, 7.00 aufstehen, Frühstücken und um 8.15 bei der Rezeption sein. So was ist doch Hochleistungssport, wenn man bedenkt, dass Mann in dieser Zeit noch duschen kann, ein Omelette mit Schinken und Käse verdrücken und noch der obligate Klogang hinter sich bringen kann. Danach ging es schon los zur „bad sea“. Wenn ein Südafrikaner das Meer in dieser Art bezeichnet, spricht er wohl von Wellen zwischen 3 und 5 Metern, was einigen auf dem Schiff offensichtlich nicht unbedingt gut bekam. Doch mein zum Frühstück vertilgtes Eieromelett fühlte sich trotz Wellengang pudelwohl, verhielt sich ganz artig und fand auch den Ausweg aus dem Magen am richtigen Ende. Auf der Tour sollten wir die Big Five des Meeres sehen: Wale, Haie, Pinguine, Delfine und noch Seehunde. Zuerst gings zu den Haien, welche aber heute nach dem gestrigen regnerischen Tag wohl die Sonne genossen und absolut keinen Bock auf irgendwelche Köder hatten. Unsere Enttäuschung hielt sich in Grenzen. Diejenigen, welche mit den Haien tauchen wollten (Menschen im Käfig und Haie in Freiheit, wie im Zoo einfach umgekehrt), hatten wohl mehr von den Ködern als die Haie und mussten sich mit den Fischchen im Wasser begnügen. Wir fuhren durch die Wellen weiter und folgten dem Ruf der Wale und fanden sie auch bald. Phänomenal!!! Mutter mit Baby, Wale alleine und in Gruppen. Die Eleganz
und Ruhe, die die Kolosse ausstrahlen, ist enorm.

Solche sollten an den Sitzungen im Geschäft dabei sein. Das wäre Deeskalation aus dem Schulbuch. Die Eindrücke und das Gefühl zu beschreiben übersteigt jedoch meinen bescheidenen Wortschatz. Schliesslich ging es weiter zum Dyer Island, eine Insel aus Steinen, ein paar Büschen und einigen hundert Seehunden,  einige tausend Seevögel und ein paar Pinguinen. Das spezielle an der Insel ist, dass man sie zuerst riecht, bevor man sie sieht. Ein quirliges Durcheinander boten die Seehunde. Da waren mehr Seehunde als Menschen in einer Grossstadtsiedlung oder auf dem Jahrmarkt. Wer zum wem gehört war sogar für einen ungeübten Beobachter einfach zu erkennen. Dort, wo sich die Jungen zankten, war eine Familie. Schliesslich ging es noch zu den Pinguinen. Die Frau sagte mir, dort sei einer. Ich war aber unfähig, den zu erkennen. Schliesslich waren einige hundert Vögel rundum, machten einen heiden Lärm und tollten herum. Aber vielleicht hatte der Pinguin ein schlechtes Gewissen und versteckte sich oder die Guides sagten einfach, da sei einer. Einem doofen Touri kann man ja alles sagen. Zu Hause mache ich dann das Foto so gross, damit auch ich den Pinguin erkennen kann, sofern da auch einer war. Auf einmal kam jedoch Hektik auf, die Zeit ist abgelaufen, zurück zum Hafen, denn dort wartete die nächste Gruppe. Delfine und Haie waren zu lange im Ausgang und waren noch nicht so früh fit, so dass darauf verzichtet werden musste, schliesslich ist Zeit auch Geld und das Schutzprojekt musste mit der nächsten Gruppe finanziert werden. Ein Haus in Südafrika – das wär doch noch was tolles meinte die weibliche Gefährtin und schwups kaufte sie eines. Ich war völlig überrascht, wo sie doch sonst so sparsam ist und ich immer derjenige bin mit dem Shopping-Gen. Aber das Haus fand ich cool: Ein Zimmer für mehrere Mitbewohner von klein auf. Das Haus wird noch aufgestellt und bekommt den Namen des Käufers – bewohnen dürfen es nur diejenigen, die auf Dyer Island geboren werden: Pinguine – Sie kaufte ein Haus für junge Pinguine! Ich wollt ich wär einer :-). Nun mussten wir jedoch zurück zu unserem Lunch. Das darf auch nicht verpasst werden. Wieder drei kreativ exzellente Gänge mit köstlichem Wein und dem bereits bekannten Birkenhead Lager. Einfach lecker lecker … ein Genuss!!!! Ach ja, hier muss man mal erwähnen, dass wir in der Grootbos Garden Lodge sind. Ich fang nicht an zu schwärmen, das würde den Speicherplatz des Blogs sprengen. Aber das Ganze ist trotzdem ein Stress. Nur gerade 2 Stunden Zeit für Mittagsruhe ist doch etwas knapp. Mittelpunkt am Nachmittag war die Fynbos Fauna der Region, welche weltweit einzigartig ist. Ich bin kein Botaniker, aber was Chumani uns da vermittelt hat, war botanischer Aufklärungsunterricht! Mit einer enormen Priese afrikanischem Humor! Ernüchternd ist nur, dass die weiblichen Pflanzen im Normalfall aus praktischen Gründen schöner sind als die männlichen. Ich habe jedoch vieles gelernt: Zusammengefasst gibt es hier Erika, Protea und Ries (grüne Gräser, aus denen man gar vieles flechten kann) welche nur hier auf der Welt gemeinsam vorkommen in einigen hundert verschiedenen Arten. Schliesslich gab es auch noch Pavianspuren, deren Größe der Handfläche meiner besseren Hälfte entsprachen. Höhepunkt war dann sicher die Aussicht auf die Walker Bay.

Nun gilt es noch die letzte Herausforderung des Tages hinter sich zu bringen: Das Abendessen! Allerdings stimmt das Gleichgewicht nicht ganz. Die verbrauchten Kalorien entsprechen nie den hinzugefügten. Sie (damit meine ich jeweils meine bessere Hälfte) will mich wohl deshalb unbedingt zum Reiten schicken, damit dem Abhilfe geschaffen wird. Aber das ist dann ein anderes Thema an einem anderen Tag. 

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